„Alle unsere Probleme beginnen damit, dass wir nicht zu Hause bleiben“ (Blaise Pascal)
Mit diesen Worten möchten wir Sie heute auf die Fastenzeit einstimmen. Sie werden sich fragen, was hat das mit dem Fasten zu tun? Nun, in erster Linie hat das Bleiben etwas gemeinsam mit dem Verzicht. Mit dem Verzicht auf Erlebnisse, Kontakte, Zerstreuungen jeder Art. Der Hl. Benedikt lässt auch deswegen seine Mönche und heute auch uns das Gelübde der Stabilitas ablegen, dessen einer der stärksten Aspekte das Bleiben ist, vor allem das Bleiben im Kloster, um in der Liebe Gottes zu verharren und zu Bleiben in der dauerhaften und ungetrübten, ehrlichen Beziehung zu Gott.Schon in der Genesis-Erzählung mahnt uns die Schrift, dass das nicht-Bleiben in Gott, also gegen seinen Willen handeln (Sünde), zum Verlust seiner Gegenwart, also unseres geistlichen Zuhauses führt. Die Sünde der Ersten Menschen war mit Ungehorsam verbunden, dass sich im Haben-Wollen einer Frucht gespiegelt hat, die nicht für sie bestimmt war. Diese Gier hat letztendlich zum Verlust der paradisischen Gegenwart Gottes geführt. Der Mensch konnte somit nicht mehr „zu Hause“ bleiben – also in der Gegenwart Gottes und somit im geschützten Raum der Gnade, also des Nicht-Sündigens.
Von diesem Standpunkt her bekommen die Worte von Blaise Pascal besondere Bedeutung: „Alle unsere Probleme beginnen admit, dass wir nicht zu Hause bleiben“, nicht bei Gott bleiben.
Vielleicht nicht so dramatisch… aber diese Situation erleben wir immer wieder in unserem Leben. Wir wählen einen Weg, wir entscheiden uns für etwas Gutes, aber dieser Weg verlangt von uns das wir in unserem Entschluss ausharren, dass wir standhalten und in Gott wohnen bleiben. Wir erfahren viele Zerstreuungen und Versuchungen, wenn wir diesen Weg konsequent gehen. Das Fasten hilft uns, auf diese vielen Angebote in Freiheit um der Heimat der Gegenwart Gottes Willen, verzichten zu lernen und verzichten zu können.
Bleiben heißt auch nicht alles machen zu müssen, haben zu müssen, erfahren und erleben zu müssen was uns die Welt bietet. „Alle unsere Probleme …“
Bleiben wir also in Gott, bleiben wir in seiner Gnade, in seinem Herzen.
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II. Buch der Dialoge des Papstes Greogor dem Großen, Kapitel 25:
Der unbeständige Mönch
(II,25,1) GREGOR: Ein anderer Mönch war wankelmütig geworden und wollte nicht mehr im Kloster bleiben. Der Mann Gottes wies ihn unermüdlich zurecht und ermahnte ihn immer wieder. Der Mönch wollte aber um keinen Preis mehr in der Klostergemeinschaft ausharren. Als er mit zudringlichen Bitten seine Entlassung verlangte, wurde der ehrwürdige Vater eines Tages des unablässigen Drängens überdrüssig und befahl ihm voller Zorn zu gehen.
(II,25,2) Kaum hatte der Mönch das Kloster verlassen, da sah er auf dem Weg einen Drachen mit aufgesperrtem Rachen auf sich zukommen. Als ihn der Drache, der ihm erschienen war, verschlingen wollte, fing er an zu zittern und zu beben und schrie laut: »Hilfe! Hilfe! Der Drache will mich verschlingen!« Die Brüder eilten herbei, sahen aber keinen Drachen. Da führten sie den schlotternden Mönch ins Kloster zurück. Er versprach auf der Stelle, nie mehr das Kloster zu verlassen. Und von jener Stunde an blieb er seinem Versprechen treu. Denn durch das Gebet des heiligen Mannes hatte er den Drachen gesehen, der auf ihn losstürzte; vorher war er ihm gefolgt, ohne ihn zu sehen.