Als Einstimmung auf den Beginn des Advents hielt Abt Columban Luser OSB (Stift Göttweig) am 26.11 für uns einen Impuls.
Hier einige Gedanken daraus:
In der heutigen Zeit haben viele Menschen darauf vergessen, was Advent bedeutet. Es ist eine Zeit des Wartens und wir sollen wieder neu lernen, zu warten und auch etwas von Gott zu er-warten.
Meist wird der Ausdruck ‚Advent‘ heute garnicht mehr verwendet – es dreht sich nur mehr um die ‚Weihnachtszeit‘ und der Sinn des Weihnachtsfestes – das immerwährende Zu-Kommen Gottes auf uns, geht verloren.
Besonders deutlich wird das im Gedicht der Schriftstellerin und Benediktinerin Silja Walter ‚Gebet des Klosters am Rande der Stadt‘:
wenn du kommst.
Jemand muss dich erwarten,
unten am Fluss
vor der Stadt.
Jemand muss nach dir
Ausschau halten,
Tag und Nacht.
Wer weiss denn,
wann du kommst?
Herr,
jemand muss dich
kommen sehen
durch die Gitter
seines Hauses,
durch die Gitter –
durch die Gitter deiner Worte,
deiner Werke,
durch die Gitter der Geschichte,
durch die Gitter des Geschehens
immer jetzt und heute
in der Welt.
Jemand muss wachen,
unten an der Brücke,
um deine Ankunft zu melden,
Herr,
du kommst ja doch in der Nacht,
wie ein Dieb.
Wachen ist unser Dienst.
Wachen.
Auch für die Welt.
Sie ist oft so leichtsinnig,
läuft draussen herum
und nachts ist sie auch nicht zuhause.
Denkt sie daran,
dass du kommst?
Dass du ihr Herr bist
und sicher kommst?
[…]
Herr,
und jemand muss dich aushalten,
dich ertragen,
ohne davonzulaufen.
Deine Abwesenheit aushalten
ohne an deinem Kommen
zu zweifeln.
Dein Schweigen aushalten
und singen.
Dein Leiden, deinen Tod
mitaushalten
und daraus leben.
Das muss immer jemand tun
mit allen anderen
und für sie.
[…]
Prototyp dieser Wartenden ist Maria – jene, die den ersten Advent in der Geschichte erlebt hat. Dazu brachte uns Abt Columban die Figur einer ‚Maria gravida‘ (Maria in der Hoffnung/Maria in der Erwartung) mit, in deren Schoß Christus bereits sichtbar ist. Wie sie Gottes Sohn empfangen hat, so dürfen auch wir Christus immer wieder neu in der Eucharistie empfangen und ihn in die Welt tragen und besonders für diese Welt beten, die den Advent zu vergessen scheint. Dazu legte uns Abt Columban besonders die Mediation des Magnificats (Lk 1, 46-55) ans Herz.