GEBET

Zu einem Rabbi kommt ein Schüler und fragt ihn, was Gebet eigentlich sei.

Der Rabbi führte ihn zum Fenster und fragt ihn: „Was siehst du?“
Der Schüler antwortet: „Ich sehe Menschen, Häuser, Bäume…“
Der Rabbi führte ihn ins Innere des Raumes vor einen Spiegel und fragt ihn: „Was siehst du jetzt?“
Der Schüler antwortet: „Ich sehe mich selbst“
Siehst du“, sagt der Rabbi, „wenn du betest, so siehst du wie durch Glas auf die ganze Welt bis zu ihrem Schöpfer. Ist dir aber das Glas nicht genug und legst du nur ein bisschen Silber auf, dann siehst du nur dich selbst.“

„SIEBENMAL AM TAG SINGE ICH DEIN LOB“ (RB 16,1)

Das Gebet in unserem Kloster wird von der benediktinischen Tradition geprägt. Täglich beten wir das monastische Stundengebet (Psalmengebet) dem „nichts vorgezogen werden soll“ (RB 43,3) Den Höhepunkt des Tages bildet die gemeinsame Feier der Eucharistie. Entsprechend unserem Charisma pflegen wir jeden Tag das stille Gebet vor dem Allerheiligsten Sakrament.

Doch unser Gebetsleben beschränkt sich nicht nur auf bestimmte Zeitpunkte im Alltag. Wir sehnen uns danach, ständig und bewusst in der Gegenwart Gottes zu leben, mit der Überzeugung, dass „Gott überall gegenwärtig ist und seine Augen an jedem Ort auf uns schauen“ (Vgl. RB 19,1) Die Wüstenväter erinnern uns daran, dass das wahre Gebet im ‚immerwährenden Gott-Gedenken‘ besteht.

ARBEIT

„MÜSSIGGANG IST DER SEELE FEIND. DESHALB SOLLEN WIR ZU BESTIMMTEN ZEITEN MIT (HAND)ARBEIT BESCHÄFTIGT SEIN.“ (VGL. RB 48,1)

Als Gott die Welt erschuf, gab er dem Menschen den Auftrag, sie weiter zu entwickeln und zu gestalten: „(…) bevölkert die Erde, unterwerft sie euch. Hiermit übergebe ich euch alle Pflanzen und Tiere.“ (Vgl. Gen 1,28-30; ) Der Mensch durfte sogar den von Gott erschaffenen Tieren und Pflanzen einen Namen geben: „Gott formte aus dem Ackerboden alle Tiere des Feldes und alle Vögel des Himmels und führte sie dem Menschen zu, um zu sehen, wie er sie benennen würde. Und wie der Mensch jedes lebendige Wesen benannte, so sollte es heißen.“ (Vgl. Gen. 218-19) Somit ließ Gott den Menschen mitwirken an der Erschaffung der Welt, zugleich aber verpflichtete er ihn, kraft seiner eigenen Kreativität, die Erschaffung der Welt weiter fortzusetzen, d.h. die Welt kontinuierlich zu gestalten (lat. creatio continua). Das ist der eigentliche Sinn der menschlichen Arbeit. Wer arbeitet, trägt dazu bei, unsere Welt so zu gestalten, dass das Leben anderer jetzt und im Blick auf die Zukunft hin gut gelingt.

Die Arbeitsbereiche in unserem Kloster umfassen sowohl die alltäglichen Haushaltsarbeiten als auch die Ausübung der jeweiligen Berufe und das Einbringen der jeweiligen Charismen der Schwestern in den verschiedensten Bereichen.

LESUNG

„IM ANFANG WAR DAS WORT
UND DAS WORT WAR BEI GOTT
UND DAS WORT WAR GOTT.“
(JOH 1, 1)

„Wer die Bibel nicht kennt, kennt Christus nicht“, sagte der Hl. Hieronymus. Zum Kern der benediktinischen Spiritualität gehört die Lectio Divina, die göttliche Lesung oder das meditative Lesen der Heiligen Schrift. Der Ursprung dieser Tradition liegt in den ersten Jahrhunderten des Christentums bei den Wüstenvätern. Sie lasen entweder die Texte der Bibel oder lernten sie auswendig, wenn sie nicht lesen konnten. Durch das ständige Wiederholen und Betrachten verschiedener Bibelverse (ruminatio, lat. wiederkauen) lernen die Mönche seit Jahrhunderten in der Gegenwart Gottes zu leben.

In unserem Kloster wird die Lectio Divina täglich persönlich gepflegt. Zu verschiedenen Gelegenheiten lesen wir das Wort Gottes auch gemeinsam, meditieren und teilen es miteinander.