Zu Beginn der Adventszeit hielt M. Magdalena für die Gemeinschaft einen Impuls zur Einstimmung auf diese besondere Zeit.
Hier finden Sie einen Zusammenfassung dieses Impulses:
Damit Gott in allem verherrlicht werde (RB 57,9)
Mit dem Advent beginnt das neue Kirchenjahr.
Bei allem Neuen, das dieses mit sich bringen wird, soll uns die bewährte Tradition eine Stütze sein.
Der alte Spruch, der die benediktinischen Köster seit Jahrhunderten begleitet und in ihrer Tradition verwurzelt ist lautet:
Ut In Omnibus Glorificetur Deus (U.I.O.G.D) (RB 57,9)
Man schreibt ihn auf Wetterfähnchen, Uhren und Klosterpforten. Warum haben das so viele Generationen der Mönche und Nonnen/Schwestern getan? Warum haben sie sich die Worte immer vor Augen gestellt? Ist es nur eine Zierde an unseren Klostermauern oder steckt mehr dahinter.
Damit Gott in allem verherrlicht werde.
Jeden Tag und jede Stunde sollen wir in unserem Leben die Ehre Gottes vor Augen haben. Gott zu verherrlichen und Ihn den Menschen sichtbar zu machen – das ist unsere Urberufung als Getaufte und als Ordenschrist. Natürlich genügt es nicht diese fünf Buchstaben an die Klostermauern zu schreiben, es genügt nicht diese deuten zu können. Unser ganzes Leben in der Gemeinschaft und auf Menschen hin muss durchdrungen werden von einer Sehnsucht nach Gott aus der sich wie von selbst ergibt, ihn besser zu kennen und mehr zu lieben.
Das neue Kirchenjahr, das heute mit der Ersten Vesper zum Advent beginnt, hat Papst Franziskus zum Jahr der Orden ausgerufen. Was heißt das für uns, wie wollen wir dieses Jahr gestalten. Ich glaube, der alte Leitsatz unseres Ordens soll uns hier eine Richtschnur sein:
Damit Gott in allem verherrlich werde.
Wie geschieht die Verherrlichung Gottes in meinem persönlichen Leben und im Leben der Gemeinschaft. Dazu fallen mir drei ebenso alte Begriffe ein, die Ihnen wohl bekannt sind und ein uraltes Programm des benediktinischen Lebens bilden:
Liturgie, Arbeit, Lesung (ora, labora, lege)
Liturgie, Arbeit, Lesung sind drei Pfeiler benediktinischen Lebens. Mit allen drei sind wir täglich konfrontiert, wir leben sie jeden Tag. Durch diese drei Hauptanliegen Benedikts soll die Ehre Gottes sichtbar werden.
Der Hl. Benedikt sagt, dem Gottesdienst soll nichts vorgezogen werden (RB 43,3). Mit dem Gottesdienst meint Benedikt das Stehen vor Gott und das Verrichten des Offiziums. Durch das Lesen des Wortes Gottes, das sich in jedem Stundengebet (und in der Schriftlesung) vollzieht, begeben wir uns in den Raum der lebendigen Begegnung mit Gott. An anderer Stelle sagt die Regel: der Liebe Christi nichts vorziehen. Wie ähnlich klingt das – „dem Gottesdienst nichts vorziehen“ und „der Liebe Christi (und der Liebe zu Christus) nichts vorziehen“.
Unsere Teilnahme am Gottesdienst ist die selbstverständliche Konsequenz unserer liebenden Beziehung, mehr noch, wenn wir es nicht tun, kann Gott nicht an uns wirken, kann er uns nicht seine Liebe geben und unsere Liebe zu ihm stärken. Im Raum der Liturgie wirkt Gott an uns, diesem Wirken Gottes soll nichts vorgezogen werden. Wenn ich nicht da bin, verliere ich diese einzigartige Möglichkeit, dass Gott an mir wirkt. Ist das jeder von uns das bewusst? Von daher sagt Hl. Benedikt über die Brüder, die zur Liturgie zu spät kommen: Sie sollen vielmehr hereinkommen, damit sie nicht alles versäumen (RB 43,9). Gemeint ist, dass es so kostbar ist diese liebende Beziehung zu leben und sich von Christus verwandeln zu lassen, dass jede Minute wertvoll ist. Was könnte kostbarer sein in unserem Leben, wie sich der Liebe Gottes und seiner Gegenwart auszusetzen.
Im Advent erwarten wir besonders der Wiederkunft unseres Herrn, seines zweiten Kommens. Wir konzentrieren uns manchmal zu sehr auf das Weihnachtsfest, auf das Jesuskind und die Krippe. Das alles ist auch wichtig – aber nicht alles. Das erste Kommen zu feiern bedeutet für uns immer, unseren Blick auf seine Gegenwart unter uns und auf sein Wiederkommen in Herrlichkeit zu richten. Es ist die Haltung des Ausschau Haltens, des Wachens und der Sehnsucht. Von daher ertönt immer neu der Ruf: Maranatha: komm Herr Jesus.
Ich wünsche Ihnen und mir, dass die Beziehung zu Christus jeder von uns wachse, dass wir uns immer bewusster seiner Liebe aussetzen und sich in dieser Liebe verwandeln lassen. Nehmen wir uns wieder vor: dem Gottesdienst nichts vorzuziehen, weil es sein Wirken, das Wirken seiner Liebe an uns ist! Lassen wir Sein Wort auf uns wirken, bei der Liturgie und bei der Lesung der Heiligen Schrift. Lesen wir die Heilige Schrift, tun wir es täglich, sinnen wir nach, was dieses Wort jeder von uns heute sagen will. Üben wir es, in seiner Gegenwart zu wandeln, dann wird, wie Benedikt sagt unser Herz weit und voll Liebe sein.
Lasset uns beten:
Herr, in dieser Zeit der Erwartung Deines Kommens
Möchte ich Dir wieder neu begegnen,
ich möchte Deine Liebe spüren, deine Gegenwart
ich möchte mich Deiner wandelnden Kraft aussetzen
in der Begegnung mit deinem Wort
in dem Verweilen vor Dir.
Berühre mein Herz so, dass ich nicht anders handeln kann
als auf Deine Liebe zu antworten.
Maranatha, komm Herr Jesus.