DSC_0573-1sIn der Ostersonntagsliturgie der orthodoxen Kirche gibt es einen eindrucksvollen Brauch:
Am Ende der Auferstehungsfeier liest der Zelebrant eine Katechese des heiligen Johannes Chrisostomus:

„Wer von der ersten Stunde an gearbeitet hat, nehme heute sein gerechtes Entgelt entgegen…
Wer nach der sechsten angekommen ist, zweifle nicht; denn er hat keinen Nachteil.
Wer bis zur neunten Stunde gesäumt hat, komme ohne Bedenken.
Wer erst zur elften Stunde kam, fürchte sich nicht ob der Verspätung.
Denn großmütig ist der Herr: Er nimmt den letzten auf wie den ersten…
Tretet also alle ein in die Freude eures Herrn. Ihr Enthaltsamen und ihr Trägen, ehrt den Tag.
Ihr Fastenden und ihr Nicht-Fastenden, freut euch heute.
Der Tisch ist reich gedeckt, genießt alle. Das Kalb ist reichlich, niemand gehe hungrig fort.
Genießt alle das Gastmahl des Glaubens. Genießt alle den Reichtum der Güte.

Niemand klage… Niemand beweine die Verfehlungen,
denn Vergebung ist aus dem Grabe auferstrahlt.“

Die Gläubigen gedenken der Apostel, die erst nach der Auferstehung des Herrn fähig waren, an der Passion Christi teilzunehmen. Sie haben an ihn – als Messias – geglaubt, sie haben alles verlassen, um ihm nachzufolgen, sie haben ihn gehört, sie haben mit ihm gegessen und getrunken, sie haben ihn berührt… Sie haben versprochen, ihm bis zum Tod treu zu bleiben, ihn nicht zu verleugnen, sich immer zu ihm zu bekennen… mit ihm sich hinrichten zu lassen…
Doch angesichts des Leidens wankte ihr Glaube, brachen sie ihre Treue, die Angst erfüllte ihre Herzen und sie verstreuten sich.

„Wir sind weit davon entfernt – zumindest der Großteil unter uns –,  vom Kelch der Passion getrunken zu haben. Wir haben Jesus nicht geholfen, sein Kreuz zu tragen. Wir sind nicht mit ihm gestorben. Wir haben während seiner Agonie geschlafen; wir haben ihn verlassen; wir haben ihn verleugnet. Und doch lädt uns Jesus so wenig vorbereitet, so unrein, wie wir sind, ein, in die österliche Freude einzutreten.
Wenn wir unser Herz wirklich der Vergebung öffnen, die dem leeren Grab entströmt,
wenn wir uns vom Osterlicht durchdringen lassen,
wenn wir die Gegenwart des Auferstandenen Herrn anbeten,
werden auch wir die Macht der Auferstehung empfangen.
Dann, nur dann werden wir verstehen, was das Kreuz bedeutet, und werden wir für unseren bescheidenen Teil in das Mysterium der Passion Christi eintreten können.“
(Ein Mönch der Ostkirche)

Christus ist wahrhaft auferstanden! Freut euch und jubelt!

Gesegnete Ostern wünschen Ihnen die Benediktinerinnen der Anbetung