OLYMPUS DIGITAL CAMERA„Das Jahr, in dem Benedikt aus dem Leben scheiden sollte, war gekommen.“
(Dialoge 2, 37,1)

Über das Leben des heiligen Benedikt und über sein Sterben schreibt Papst Gregor der Große im 2. Buch der „Dialoge“. Der Lebensweg Benedikts, durch viele Stationen kennzeichnet, gleicht einem Aufstieg: von der Höhle bis zur Himmelsstraße. Dieser wird sowohl äußerlich (durch geographische Orte), als auch innerlich (durch die Dynamik seiner geistlichen Entwicklung) erkennbar. Von der Höhle in Subiaco, wo Benedikt ca. zwei Jahre in tiefster Zurückgezogenheit und im Alleinsein verbrachte, führte sein Weg, durch die „Ebene“ der ersten zwölf kleinen Klöster (Dialoge 2, 3,13), auf den Berg Monte Cassino. Dort gründete Benedikt ein Kloster, indem er zum wahren abba (Vater, Abt) heranreifte. Es gibt aber noch eine weitere Steigerung auf Benedikts geistlichem Weg: sein Verweilen „in einem Turm“  (Dialoge 2, 35,2) sowie die Lichtvision, die ihm dort von Gott geschenkt wurde, schaffen den Höhepunkt seiner irdischen Existenz und bereiten ihn vor auf seinen Hinübergang. „Am sechsten Tag ließ er sich von seinen Jüngern in die Kirche tragen; dort stärkte er sich durch den Empfang des Leibes und Blutes unseres Herrn für seinen Tod. Er ließ seine geschwächten Glieder von den Händen seiner Schüler stützen, so stand er da, die Hände zum Himmel erhoben, und hauchte unter Worten des Gebetes seinen Geist aus.
An diesem Tag empfingen zwei seiner Brüder eine Offenbarung durch ein und dieselbe Schau; der eine hielt sich im Kloster auf, der andere lebte weiter entfernt. Sie sahen, wie eine Straße von seinem Kloster genau in östlicher Richtung bis zum Himmel reichte; sie war mit Teppichen ausgelegt und von zahllosen Lampen erleuchtet. Oben stand strahlend ein Mann von ehrfurchtgebietendem Aussehen und fragte sie, für wen dieser Weg sei, den sie sahen. Sie gaben zu, sie wüssten es nicht. Da sagte er zu ihnen: »Dies ist der Weg, auf dem Benedikt, den der Herr liebte, zum Himmel emporsteigt. «
Die Himmelsstraße, die den Hl. Benedikt zum endgültigen Ziel seines Lebens führt, richtet sich nach Osten, „in östlicher Richtung“. Diese Symbolik geht auf den „Aufgang der Sonne der Gerechtigkeit“ zurück, d.h. auf die Auferstehung Christi.

Herr, unser Gott, (…) der heilige Benedikt ist emporgestiegen zur himmlischen Herrlichkeit. Gib auch uns die Kraft der Liebe; mach uns fähig, das Gute zu tun, und erfülle uns mit dem Verlangen, voranzuschreiten auf dem Weg zum ewigen Leben.
(Schlussgebet zum Hochfest des Heimgangs des Hl. Benedikt)

Dieser Text wurde anhand von Anregungen aus dem Buch „Benedikt von Nursia begegnen“ von Sr. Michaela Puzicha geschrieben.