Ostersymbol Osterhase? Zugegeben, das Schoko-Häschen ist zu Ostern überall gegenwärtig, es ist lieb und eben süß. Doch ich verwehre mich gegen die Verniedlichung von Ostern. In meiner Kindheit kannte ich keine Osterhasen – sondern nur ein Osterlamm und das war bestenfalls aus Zuckerguss oder eher aus Gips. Das Lamm hatte eine Fahne und ich verstand gar nicht, was es bedeuten soll. Dieses Mini-Lamm gehörte eben in den Osterkorb, zu den Speisen die gesegnet wurden.
Was sich aber dahinter verbirgt, entdeckte ich Stück für Stück in den vielen Jahren im Kloster und ich bin sicher, dass mir noch vieles weiterhin verborgen geblieben ist. Es ist und bleibt ein Geheimnis.
Um tiefer zu verstehen, was das Lamm im Osterkorb zu bedeuten hat, ist der Begriff „Opfer“ von Bedeutung und zwar nicht zunächst in dem Sinne, dass jemand ein Opfer ist (wie in einem Krimi) sondern, dass Gott ein Opfer – also eine Gabe – gegeben/dargebracht wird. Das Alte Testament kannte solche Opfer, die rituell dargebracht wurden und als Sühne (Wiedergutmachung des Schlechten) vor Gott galten. Meistens waren es Tiere oder Speisen: die Reichen konnten einen Stier oder ein Böcklein als Opfer darbringen, die Armen z.B. Tauben (wie die Eltern Jesu – Lev 1,14 oder Lk 2,24). Für uns heute, die wir tierschutzbewusst sind, ist es unvorstellbar, Tiere zu opfern. Doch in vielen Kulturen und Religionen war das Opfern von Tieren Jahrhunderte lang eine religiöse Praxis.
Für uns Christen finden die Ereignisse und das Heilswirken Gottes im Volk Israel, die im Alten Testament beschrieben wurden, ihre Erfüllung in Jesus Christus. Seine Heilsbotschaft und seine Heilstaten sind der NEUE Bund Gottes mit uns Menschen. Dies wurde schon im Alten Testament angekündigt. Einige Beispielerzählungen seien hier genannt:
- die Sintflut, nach der Gott einen neuen Bund mit seinem Volk schließt (Gen 7),
- Jona, der nach drei Tagen im Bauch des Fisches ans Land kommt (Jon 2, Mt 4,15)
- Abraham, der eben nicht seinen Sohn sondern einen Widder opferte (Gen 22),
- die Israeliten, die durch das Blut des Lammes an ihren Häusern vor dem Tod verschont werden (Ex 12) und die dann durch das Rote Meer ziehen (Ex 10),
- das Gedächtnis dieses Ereignisses – das Pessach und das Pessachmahl (Ex 12, Joh. 11,55), das die Juden bis heute feiern (Mk 14,12) und vieles mehr.
Schon die alttestamentlichen Propheten wie Jeremia und Jesaja (Jes 53,7), wiesen auf DAS LAMM hin, das bereitwillig seinen Dienst tut, ohne Schuld ist und sich für andere opfern lässt.
Ich aber war wie ein zutrauliches Lamm, das zum Schlachten geführt wird, und ahnte nicht, dass sie gegen mich Böses planten: Wir wollen den Baum im Saft verderben; wir wollen ihn ausrotten aus dem Land der Lebenden, sodass seines Namens nicht mehr gedacht wird (Jer 11,19).
So ist es auch das Lamm ein Hinweis auf das Opfer, das in und durch Jesus Christus geschieht. Jesus ist DAS Lamm Gottes. So nannte ihn Johannes als Jesus zu ihm zur Taufe kam. In jeder Heiligen Messe betet der Priester: „Seht das Lamm Gottes, dass hinwegnimmt die Sünde der Welt“ und erhebt dazu den Leib Christi in der Gestalt der konsekrierten Hostie. Jesus ist also DAS LAMM und durch sein Opfer nimmt er die Sünden hinweg, stellt die Beziehung der Menschen zu Gott wieder her und schließt einen neuen EWIGEN Bund mit Gott. Durch sein Opfer (als LAMM Gottes) können wir zu Gott gelangen.
Im letzten Buch der Bibel, in der Offenbarung des Johannes, ist es das Lamm (Jesus Christus) das das Buch öffnet, das Buch mit sieben Siegeln (Offb 6,1).
Und alle Geschöpfe im Himmel und auf der Erde, unter der Erde und auf dem Meer, alles, was darin ist, hörte ich sprechen: Ihm, der auf dem Thron sitzt, und dem Lamm gebühren Lob und Ehre und Herrlichkeit und Kraft in alle Ewigkeit. (Offb 5,13)
Das Lamm ist also im ersten Buch der Bibel (Genesis), in vielen anderen und im letzten (der Offenbarung) genannt. So ist für uns Christen klar, warum wir Ostern mit dem Symbol des Lammes (und nicht des Hasen) verbinden. Das Lamm mit seiner reichen Symbolik ist an vielen Stellen des Alten und Neuen Testamentes genannt. Den Hasen hingegen erwähnt die Bibel nur einmal und zwar gehört er zu den sogenannten „unreinen“ Tieren, die nicht nur für ein Opfer ungeeigneten waren, sondern auch von den Menschen nicht gegessen werden durften.
Von den Großtieren, die wiederkäuen oder ganz gespaltene Klauen haben, dürft ihr aber folgende nicht essen: Kamel, Hase, Klippdachs. Sie sind zwar Wiederkäuer, haben aber keine gespaltenen Klauen. Sie sollen euch als unrein gelten (Dtn 14,7).
Das Lamm oder der Hase? So wird nach und nach klarer: Ostern, Ostergeheimnis, dasösterliche Opfer Christi und das Sakrament der Eucharistie als DAS Opfermahl: das ist die theologische Bedeutung des Lammes.
Feiern wir also Christus unseren Herrn, Christus das Lamm Gottes, das hinwegnimmt die Sünden der Welt! Er ist geopfert und auferstanden, er war Tod und er lebt, damit wir durch ihn und in ihm leben. Das Osterlamm mit der Siegesfahne ist das Symbol für dieses Geschehen: den endgültigen Sieg über den Tod, die Auferstehung!