Reset-Zeit

Welches Wort kann heutzutage die Begriffe ‚Fastenzeit‘ und ‚österliche Bußzeit‘ (- zwei schwierige Begriffe aus der Terminologie der Kirche -) verständlich machen?

Ich möchte mich heute der Computersprache bedienen, die das Wort reset kennt. Wörtlich bedeutet das: neu setzen. Ja, das würde passen: nicht Benötigtes löschen, herunterfahren, neustarten, Updates installieren und so dem Leben zu neuem Schwung zu verhelfen, einen Neuanfang setzten.

Wenn jemand den Computer lange nicht neu startet oder gar neu aufsetzt, merkt man ziemlich rasch, dass dieser langsamer, träger arbeitet, Schwierigkeiten im Datentransfer mit anderen Computern hat und letztlich sogar nicht mehr funktioniert. In unserem technologisierten Alltag ist es selbstverständlich, dass es Resets und Updates gibt. Um wieviel mehr brauchen wir diese selber.

So eine Reset-Zeit ist die Fastenzeit, 40 Tage vor Ostern (österlich Bußzeit) als Vorbereitung für den Neustart, für ein neues Leben durch die jährliche Feier der Auferstehung Christi und für ein neues Leben nach unserem Tod: unsere Vollendung bei Gott.

Also zurück zu den offiziellen Begriffen: Fastenzeit und österliche Bußzeit. Sie bezeichnen einen Abschnitt im liturgischen Jahreskreis der katholischen Kirche. Was verbirgt sich hinter diesen Begriffen? Nun, am Anfang sei festgestellt: allgemein einladend wirken sie nicht.

Fasten mag nicht jeder – außer den ernährungsbewussten Menschen, die ich sehr bewundere. Fasten klingt nach Entbehrung, Mangel, Nicht-haben-dürfen von Dingen, die man haben will. Also alles andere, als unsere heutige Vorstellung von „angenehm und wohltuend“  prägt. Und der Begriff Bußzeit? Ist er nicht ein Fremdwort in unserem Alltagsleben – bis auf das Bußgeld für Autofahren, das man vielleicht mal schon einmal bezahlen musste? Diese Bußzeit wird noch dazu ‚österlich‘ genannt, warum eigentlich?

Fasten und Buße sind altbewährte Praktiken, wie der Mensch zu sich und zu Gott finden kann. Sie erleichtern uns das „Reset“, machen uns aufmerksam für die wirklichen Bedürfnisse unseres Körper und unserer Seele und für die Bedürfnisse der Mitmenschen. Fasten heißt weniger Essen, bestimmte Lebensmittel wie z.B. Fleisch gar nicht zu essen usw. Das bewusste und gut überlegte Konsumieren wird hier in Mittelpunkt gestellt: Wieviele und welche Art Lebensmittel brauche ich wirklich, was tut mir gut, woher kommen diese Lebensmittel, sind sie gesund? Klingt das nicht sehr aktuell? Aber das ist nicht alles. Es gibt auch einen anderen Aspekt des Verzichts. Der hl. Benedikt nennt ihn: „etwas weniger als gewohnt“. Diese alte religiöse Praxis macht unseren Geist wacher und unser Herz offener für die Bedürfnisse der anderen und für die Beziehung zu Gott.

Das ist es, worum es in der Fastenzeit geht: Neu die Beziehung zu Gott und zu den Mitmenschen aufsetzen. RESET

[Priorin Sr. Magdalena]