Gedanken zu Christi Himmelfahrt

Wenn wir an das Fest “Christi Himmelfahrt” denken, haben viele wahrscheinlich sofort eine bildliche Darstellung im Kopf, in der Christus schwebenderweise auf einer Wolke in den Himmel aufsteigt. Es erinnert beinahe an eine Szene aus dem Film “Raumschiff Enterprise”, mit der legendären Szene: “Beam mich hoch, Scotty!” – doch mit einem von Jesus zu seinem Vater gesprochenem “Beam mich hoch, Vater!” wäre der Sinn des Festes Christi Himmelfahrt ziemlich verkannt, denn es geht nicht um ein “emporschweben”, sondern um die von Lukas in der Apostelgeschichte ausgestaltete Erzählung des Weges Jesu aus dem Tod in die Herrlichkeit des Vaters. Der Weg aus dem Diesseits ins Jenseits, aus dem Sichtbaren in das Unsichtbare. Und dennoch ist er gegenwärtig – kraft des Heiligen Geistes:

Und ich werde den Vater bitten und er wird euch einen anderen Beistand geben, der für immer bei euch bleiben soll. (Joh 14,16)

Im 1. Kapitel der Apostelgeschichte heißt es:

Ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen, der auf euch herabkommen wird; und ihr werdet meine Zeugen sein in Jerusalem und in ganz Judäa und Samarien und bis an die Grenzen der Erde.

Als er das gesagt hatte, wurde er vor ihren Augen emporgehoben, und eine Wolke nahm ihn auf und entzog ihn ihren Blicken. Während sie unverwandt ihm nach zum Himmel emporschauten, standen plötzlich zwei Männer in weißen Gewändern bei ihnen und sagten: Ihr Männer von Galiläa, was steht ihr da und schaut zum Himmel empor? Dieser Jesus, der von euch ging und in den Himmel aufgenommen wurde, wird ebenso wiederkommen, wie ihr ihn habt zum Himmel hingehen sehen. (1 Apg 8-11)

Die Aufnahme Jesu in den Himmel ist nicht rein räumlich zu verstehen, sondern bedeutet, dass Jesus endgültig in die vollkommene Liebe des Vaters “im Himmel” eingegangen ist.

Er ist zu Dem zurückgekehrt, der sein Ursprung ist, von Dem er ausging und dessen Willen er als Mensch auf Erden erfüllte. Wir alle haben unseren Ursprung in Gott, von dem wir kommen und es ist unser Ziel, zu ihm “in den Himmel” zurück zu gelangen wohin Jesus uns vorausgegangen ist und uns Wohnungen bereitet hat (vgl. Joh 14,1). Himmel ist in der Heiligen Schrift u.a. der “Ort”, an dem unsere Namen aufgeschrieben stehen (Lk 10,20), der Raum, den Gott geschaffen hat (Gen 1,1), die Stätte, an der wir unsere Schätze sammeln sollen (Mt 6,19).

Vielleicht hilft uns die Betrachtung des 2. Geheimnisses des glorreichen Rosenkranzes um dieses Mysterium zu verstehen, denn wir werden es nie rein rational begreifen können, sondern nur im Gebet kann es sich uns durch den Heiligen Geist erschließen. Im Credo beten wir: “… aufgefahren in den Himmel …”. Im Vater Unser: “Vater unser, der du bist im Himmel …” Im Glorreichen Rosenkranz betrachten wir im 2. Geheimnis genau diese Stelle: “Jesus, der in den Himmel aufgefahren ist”.