„(…) und sie wird ihm den Namen Immanuel – Gott mit uns – geben.“
Der Gedanke der ‚Himmlischen Hierarchie‘ von Dionysios Areopagita hat dazu beigetragen, dass der christliche ‚Aufstieg zur Vollkommenheit‘ als ein stufenweiser Vorgang verstanden wird. In den Werken der großen Mystiker kommt dies immer wieder deutlich zum Ausdruck: Johannes vom Kreuz spricht beispielweise von einem ‚Aufstieg zum Berg Karmel‘. Der christliche Weg der Heiligkeit und der Vollkommenheit ist also einer nach oben: „darum strebt nach dem, was im Himmel ist“ (Kol 3,1).
„Nun aber ist es eine Tatsache, dass Christus sich in seiner Menschwerdung in die Welt entleert hat (Phil 2,7) und Knechtsgestalt angenommen hat.“[1] Dies kann als bahnbrechendes Ereignis eine gewisse Verwirrung in das Ganze bringen. Es stellt nämlich ein Fragezeichen hinter die Aufstiegsbewegung des Menschen. „Was soll er droben, wenn Gott selbst drunten ist?“[2]
„Sie wird ihm den Namen Immanuel – Gott mit uns – geben“. Mit diesem Satz wird ein Aspekt des Glaubens angedeutet, den man nicht unterschätzen soll, nämlich seine nüchterne und ‚bodenständige‘ Dimension. Das, was der Sohn Gottes durch die Menschwerdung bewirkt hat, stellt eine beachtliche Seite der christlichen Religion dar: Es geht sowohl um das ‚In-der-Welt-Sein‘, fern von Abstraktionen und einer den Leib ausschließenden Vergeistigung, als auch (und vor allem!) um das „Mit-dem-Menschen-Sein“, ihm in der Tiefe seiner Existenz zu begegnen, das heißt, in seinen Schmerzen, in seinem Leiden und in seinem Unglück. „Denn Schmerz, Leiden und Unglück sind Strukturen dieser Tiefe der menschlichen Existenz“[3]. Das „Mit-dem-Menschen-Sein“, heißt, erfahrbar werden in der Abgründigkeit des menschlichen Schicksals. Erstaunlich.